Dango sind Mochi sehr ähnlich, da sie beide Mochiko (süßes Reismehl) als Basis verwenden. Dango sind kleine, runde Kugeln die am Spieß serviert werden und in unterschiedlichsten, süßen Geschmacksrichtungen das gesamte Jahr gegessen werden. Prominent sind vor allem die gegrillten, glasierten Mitarashi Dango und die traditionelle Form der Bochan Dango, die durch drei bunte Kugeln bekannt sind.
Die traditionellen Mehlklöße haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und es gibt sie in sehr vielen Varianten in Japan. Die klassischen Mitarashi Dango sind eher in der Region von Kyoto verbreitet.
Aber wie schon in alten Zeiten findet man sie so: ganz oben auf dem Spieß findet sich ein weißer Kloß, der den Kopf verkörpert. Darunter folgen zwei kleinere rote Klöße für die Arme und zwei grüne Kugeln zum Abschluss für die Beine. Die heutige Form dieser Mehlklöße ist sehr süß und darum bei Kindern sehr beliebt.
Eine ähnliche Variante sind Bochan-Dango. Hierbei finden sich auf einem Spieß aber nur drei gleichgroße Klöße, die rot, gelb und grün sind. Je nach Herstellung schmecken die Kugeln zum Beispiel nach Kirschen, Ei oder nach Tee.
Goma-Dango sind süße Klöße mit salzigem Sesam bestreut. Dadurch entsteht eine interessante Geschmackskombination, die besonders bei Erwachsenen sehr beliebt ist.
Die in Japan meist verbreitete Form sind aber die An-Dango. Die Mehlklöße werden dabei mit einer süßlichen Paste aus roten Bohnen (An) ummantelt und sind ein beliebter Snack für Unterwegs. Es gibt auch Abwandlungen mit weißer Bohnenpaste (Shiroan), die sind aber nicht ganz so verbreitet.
In Japan kann man Dango mittlerweile fertig verpackt in vielen Supermärkten bequem kaufen. Der Vorteil dabei ist, dass die Leute eine große Auswahl an unterschiedlichen Geschmacksrichtungen haben und sich das Kochen sparen. Allerdings halten viele Japaner nichts davon, die traditionelle Speise zu kaufen. Zu dieser Lösung greifen sie eher, wenn sie gerade einen Schrein besuchen möchten. Auch wenn sie Freunde und Bekannte besuchen möchten und noch ein kleines Mitbringsel brauchen, kaufen sie die Klöße eher.
Die Mehrheit der Japaner ist dagegen Fan von selbstgemachten Dango. Dazu zählen sie sowohl die, die sie zuhause selber kochen als auch die, die sie bei Festen frisch kaufen können. Das liegt zum einen am Geschmack. Selbst gemachte Dango sind weniger süß als die, die man kaufen kann. Im Gegensatz zu Deutschen mögen Japaner weniger süße Sachen lieber als die Dinge, die völlig überzuckert sind.
Zum anderen ist das Kochen und Zubereiten von Dango aber ebenso traditionell wie die Mehlklöße selbst. Es ist in vielen Familien ein fester Bestandteil für Feste wie zum Beispiel das Neujahrsfest, das Kirschblütenfest oder auch Obon, das Fest zu Ehren der Verstorbenen. Zu solchen Anlassen kommt oft die ganze Familie zusammen, was im stressigen Alltag der Japaner eher eine Seltenheit darstellt. Die gemeinsame Zeit wird dann genutzt, um etwas Stress abzubauen und gemütlich ein paar Dango fertig zu machen. Es ist vergleichbar mit dem Plätzchenbacken zu Weihnachten oder dem Bemalen von Eiern zu Ostern, wie es in Deutschland Brauch ist.
Um die traditionell japanischen Mehlklöße herzustellen, gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten. Entweder kocht man die Klöße oder man bereitet sie im Dampfgarer zu. Ein einfaches Rezept für Mitarashi Dango sieht so aus:
Im ersten Schritt vermengt man das Reismehl mit Wasser und Zucker. Dazu verrührt man alles in einer Rührschüssel mit einem Schneebesen unter gleichmäßigen Rührbewegungen. Das Shiratama-Mehl wird dann mit einem Teelöffel nach und nach zugegeben, bis ein leicht zähflüssiger Teig entsteht.
Als nächstes kocht man in einem Topf Wasser auf und gibt eine Prise Salz hinzu.
Für den nächsten Schritt sollte man sich ein paar Küchenhandschuhe anziehen, denn es wird klebrig. Aus dem Teig rollt man jetzt nämlich die Mehlklöße. Dazu nimmt man immer eine Esslöffel-große Portion in die hohle Hand und rollt sie mit beiden Händen zu einer Kugel. Die kleine Kugel gibt man dann vorsichtig in das kochende Wasser und lässt sie 3 bis 4 Minuten garen. Anschließend nimmt man die Kugeln wieder raus und lässt sie abkühlen.
Wenn alle Dango fertig sind, spießt man sie zum Beispiel auf einem Holzspieß oder einem Bambusspieß auf und serviert sie mit einer kleinen Schale Sojasoße.
Wer ein wenig experimentieren möchte, der mischt sich seine eigene Soße für die Dango an. Dazu braucht man:
Zuerst wird die Stärke mit etwas Wasser aufgelöst. Anschließend hackt man ein paar Minzblätter fein. In einer kleinen Schale vermengt man dann das Mandarinen-Wasser mit der Stärke und der Minze und gibt die Sojasoße und Zucker nach Geschmack hinzu. Die salzige Sojasoße soll lediglich einen leichten Kontrast zu der süßen Soße bilden, aber sie nicht überlagern.
Wer eigene Soßen ausprobieren möchte, kann das oben beschriebene Rezept als Basis verwenden. Statt Mandarinen-Wasser wird normales Wasser verwendet und die Minze weggelassen. Alles andere ist Geschmackssache.
Die Vorreiter der heutigen Dango gab es bereits in der Jomon-Zeit (ca. 14000 – 3000 v. Chr.). Damals haben die Menschen im Spätsommer und im Herbst Nüsse gesammelt und sie zu Mehl zerstampft und zu kleinen Kügelchen verarbeitet. Diese Mini-Happen dienten als Proviant für den Winter und halfen den Menschen, die kalte Jahreszeit zu überleben.
In der Muromachi-Zeit (1336 bis 1573 n. Chr.) sollen einer Legende nach die Dango entstanden sein, wie es sie heute noch in Japan gibt. Die Geschichte besagt, dass der japanische Herrscher Go-Daigo auf einer Reise zum Shimogamo-Schrein in Kyoto gewesen sein soll. Am Eingang des Schreins schöpfte er etwas Wasser, um sich damit zu reinigen und „unbefleckt“ vor die Götter des Schreins zu treten. Das Reinigungswasser (Mitarashi) hat in der Hand des Herrschers fünf Blasen gebildet. Eine Blase war sehr groß und von vier kleineren Blasen umringt. Der Herrscher sah darin ein Zeichen, das ihm die Götter geschickt hatten. Seiner Meinung nach stellten die Blasen den menschlichen Körper dar. Er veranlasste daraufhin, dass in dem nahegelegenen Teehaus Kamo Mitarashi fünf Mehlklöße zubereitet werden sollten. Die Klösse brachte er im Schrein als Opfergabe für die Götter dar und zog seiner Wege.
Dadurch schuf der Herrscher eine Tradition. Die Menschen brachten die Klöße für die Götter zu den Schreinen und nahmen sie nach ihren Gebeten mit nach Hause. Dort brieten sie die Dango und aßen sie mit salzigen und süßen Soßen. Sie hofften, dass dadurch das Glück der Götter auf sie übergehen würde.
Der Name „Dango“ stammt auch von dieser Legende ab. Die Silbe „dan“ steht für das Wort „Körper“ und „go“ bedeutet Zeichen. Der Name spielt auf die fünf Blasen an, die den menschlichen Körper symbolisieren sollen.
Heutzutage gibt es Dango in Hülle und Fülle. Es gibt keinen Markt und kein Volksfest, wo die kleinen Kugeln fehlen. Besonders Kinder lieben sie, weil die Dango je nach ihrer Art bunt aussehen und süß schmecken.
Ihren Traditionscharakter haben Dango sich aber immer noch bewahrt. In Kyoto am Shimogamo-Schrein verwendet man die Reiskügelchen noch heute als kleine Opfergabe, um für Glück und Segen zu beten. Pärchen, die an dem Schrein heiraten, müssen als Teil der Hochzeit Dango darbieten, damit die Götter zufrieden sind. Nach der Zeremonie teilen sich Braut und Bräutigam dann die Opfergaben, wie sie sich auch das mit ihnen verbundene Glück teilen.
Beim Tsukimi (was übersetzt ungefähr „Mondschau“ bedeutet) dürfen Dango auch nicht fehlen. Den ersten Vollmond im Herbst verbringen die meisten Japaner damit, im freien zu sitzen und den Mond anzuschauen. Der Mond soll zu diesem Zeitpunkt größer sein als sonst im Jahr und heller leuchten. Passend zum Tsukimi servieren die Männer und Frauen Dango, zu denen sie gedämpftes Gemüse essen und grünen Tee trinken.
Aber auch in Mangas und Animes dürfen die kleinen Mehlklöße nicht fehlen. Serien wie „Hana yori dango“ oder „Clanned“ haben Dango als wiederkehrendes Element. Figuren wie Genta aus „Detective Conan“ lieben die Kugeln am Spieß, weil sie schnell im Mund verschwinden und ebenso schnell im Magen landen. Darum haben die runden Süßspeisen in den Serien auch immer eine weitere Bedeutung. Sie verkörpern Verfressenheit. Denn wenn ein Kloß vom Spieß verschwindet, folgen ihm auch schnell die anderen Kollegen. Figuren in Mangas, die die Klöße verputzen, gelten als ständig hungrig und impulsiv. Sie können gar nicht aufhören und wundern sich am Ende, warum der Spieß in ihrer Hand auf einmal leer ist. Aber zum Glück sind die nächsten Dango – zumindest in den Serien – nie besonders weit entfernt.